Unser Selbstverständnis

Wir setzen uns gegen die Verabschiedung dieses Gesetzes ein, für die Wahrung der Rechte von Frauen und für den Schutz von Kindern und Jugendlichen. Was das Selbstbestimmungsgesetz für Frauen, Lesben, Jugendliche und ihre Eltern, für die ganze Gesellschaft und für unser Verständnis von Geschlecht und Geschlechterrollen genau bedeuten würde, finden Sie nachfolgend.


Foto Fäuste von Frauen mit Frauenzeichen in Lila

Wir postulieren Folgendes:

  • Der Körper eines Menschen kann nicht „falsch“ sein – jeder Mensch ist gut so, wie sie/er ist. Falsch hingegen ist es, Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiterhin in geschlechterbasierte Stereotype zu zwängen. Das bedeutet für Mädchen, sich möglichst „feminin“ verhalten zu müssen: Angenehm und bescheiden sein, viel Aufwand mit ihrem Aussehen betreiben, Diät halten, angepasst sein, wenig Raum einnehmen und für Jungen, „maskulines“ Verhalten an den Tag zu legen: Laut und raumgreifend auftreten, dominant und aggressiv agieren gegenüber stilleren Jugendlichen.
  • Wir fordern eine Gesellschaft, in der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene sich frei und unabhängig von diesen Stereotypen entfalten können: Es ist begrüßenswert, ein strickender Junge oder ein fußballspielendes Mädchen zu sein. Es ist unterstützenswert, eine fordernde Frau oder ein fürsorglicher Mann zu sein.
  • Der Sexus eines Menschen, also das biologische Geschlecht, muss als rechtliche Kategorie erhalten bleiben. Es bleibt essentiell, nach Geschlechtern getrennte Daten zu erheben (in der Medizin, in der Berufswelt etc.), nach Geschlechtern getrennte Schutzräume vor allem für Frauen bereitzustellen (Schlafsäle und Sanitärbereiche, Krankenhauszimmer, Gefängnisse, Sport, Frauenplätze oder -angebote in Bereichen, in denen Frauen nach wie vor benachteiligt werden). Dafür kämpfen wir.
  • Das Konzept der sogenannten „Geschlechtsidentität“ oder „Gender Identity“, das postuliert, dass Menschen ihr “Geschlecht” jeweils für sich im Inneren fühlen und dies unabhängig vom (körperlichen) Geschlecht sei, lehnen wir aus feministischer Sicht ab. Es handelt sich um eine individuelle, nicht intersubjektiv überprüfbare Selbstzuordnung einiger Menschen, nicht um ein wissenschaftlich fundiertes, objektivierbares Konzept.
  • Glauben Sie daran, dass bei der Geburt eine vom Körper unabhängige, geschlechtliche Seele in den Körper einfährt, entweder eine blaue oder eine pinke, und sich dabei manchmal irrt? Wahrscheinlich nicht, denn daran glauben nur sehr wenige Menschen. Wir übrigens auch nicht. Glaubensüberzeugungen sollten in einem säkularen Staat nicht in Form von Gesetzen festgeschrieben und gefördert werden. Auf ihrer Basis sollte keine Politik gestaltet werden.
  • Es gibt viele Mädchen, die mit Einsetzen der Pubertät unter den „femininen“ Geschlechtsstereotypen leiden, mit denen sie konfrontiert werden und die sie nun erfüllen sollen. Hinzu kommen sexualisierte Blicke und Übergriffe, denen Mädchen nun plötzlich vermehrt ausgesetzt sind. Viele Mädchen suchen einen Weg, dieser sexistischen Behandlung zu entgehen. Die Botschaft, die diese Mädchen erhalten, darf nicht länger lauten: „Als Mädchen musst du das akzeptieren. Wenn du das nicht akzeptieren möchtest, bist du kein Mädchen.“
  • Jugendlichen und jungen Erwachsenen müssen wir stattdessen sagen, dass die Zwänge, denen sie ausgesetzt sind, nicht in ihrem geschlechtlichen, körperlichen Sein begründet sind. Vielmehr resultieren diese Zwänge aus sexistischen Gesellschaftsstrukturen. Es gibt keinen richtigen oder falschen Weg, ein Mädchen oder ein Junge zu sein. Nicht das körperliche Sein ist falsch und medizinisch behandlungsbedürftig, sondern Sexismus, Stereotype und Schablonen müssen bekämpft und abgeschafft werden. Realistischerweise kann niemand sein biologisches Geschlecht wechseln. Das sind die Botschaften, die wir Jugendlichen und jungen Erwachsenen vermitteln wollen und müssen.

Die Ampel und viele AktivistInnen wollen das von ihnen geplante Selbstbestimmungsgesetz ohne Debatte durchsetzen und keine Kritik daran zulassen. Jegliche Kritik, jegliche Rückfragen werden beiseite gewischt mit dem Vorwurf, sie seien transphob.

  • Wir vertreten unsere Positionen von einem feministischen Standpunkt aus. Wir grenzen uns ab von Gruppen, die aus ganz anderen Motiven als wir ebenfalls fordern, das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz zu stoppen. Während unser Gedanke dabei ein feministisch-freiheitlicher ist – Freiheit von Geschlechterstereotypen und -zwängen – schweben FundamentalistInnen und rechten Gruppierungen/Parteien vielmehr eine Retraditionalisierung und eine Verfestigung von Geschlechterrollen vor. Das lehnen wir ebenso ab wie alle menschen- und freiheitsfeindlichen Ideologien.

Wir setzen uns ein für eine Demokratie, in der Entscheidungen tatsächlich demokratisch und unter Einbeziehung aller Gruppen getroffen werden. Dafür ist immer eine rege Debattenkultur notwendig.